Wo sonst Patient*innen des Qualifizierten Entzugs im Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf (EKA) über den Gang laufen, herrscht gespannte Ruhe. Innerhalb von vier Tagen ist die Station 09 aufgerüstet worden für die Versorgung von Covid-19-Patient*innen mit Behinderung und andere mit Isolationsbedarf. 16 Betten stehen zur Verfügung, ein Beatmungsplatz auf der Intensivstation. Die Schutzkleidung liegt im Regal, abgezählt für jeden im Team: Kittel, Atemschutzmasken, Schutzbrillen.
Noch ist kein Patient da. Das Team für Station 09 wurde extra zusammengestellt. Mitarbeitende aus unterschiedlichen Bereichen sind dabei, unter ihnen Anne Brief und Nadja Kahlbrock, Leitung der Pflegefachschule und jetzt wieder am Patientenbett im Einsatz. Alle sind zusammengekommen, um innezuhalten, bevor es losgeht. Die Bilder aus italienischen Krankenhäusern haben sie vor Augen. Krankenhausseelsorger Christian Möring ist bei ihnen. „Wie geht es euch mit der Situation?“, fragt er in die Runde.
„Wir haben viel geschafft in den vergangenen Tagen“
Svenja Ostojic, die die Station zusammen mit Kerstin Foerster leitet, fängt an: „Als ich gefragt wurde, ob ich das machen möchte, habe ich zugesagt. Ich mache das gerne. Aber ich habe auch ein Tränchen verdrückt. Ich weiß nicht, was passiert, und habe auch Ängste wegen meiner Tochter. Aber wir haben viel geschafft in den vergangenen Tagen und die Station gut eingerichtet.“
Auch Kerstin Foerster ist die Anspannung anzumerken: „Ich habe großen Respekt vor dem, was auf uns zukommt. Aber ich merke: Ich bin nicht allein hier, und das macht es leichter.“
Dr. Christian Kügler leitet die Station als Chefarzt des Fachbereichs Innere Medizin am EKA. Er ist bereits seit Wochen mit dem Thema Corona beschäftigt. In täglichen Krisensitzungen wird das gesamte Krankenhaus auf die erwartete Patient*innen-Welle vorbereitet, alle nicht unbedingt notwendigen Behandlungen wurden abgesagt oder verschoben, immer in enger Abstimmung mit der Gesundheitsbehörde und dem Gesundheitsamt.
„Es ist toll, was bereits bis jetzt geleistet wurde“, sagt Dr. Kügler. „Und dass sich das interdisziplinäre Team aus Ärzt*innen, Pflegekräften und einer Logopädin für die Atemtherapie der Herausforderung stellt. Es gibt wenig Erfahrungen mit Covid-19 und ob die Krankheitsverläufe bei Menschen mit Behinderung anders sind. Aber wir sind da und wollen unserem besonderen Versorgungsauftrag gerecht werden.“
„Ihr spürt Angst und Zuversicht“, fasst Pastor Möring die Stimmung zusammen. „Und auch ganz deutlich: Ihr seid hier am richtigen Ort.“
Einen Monat später, Montag, 27. April. Die erwartete „Welle“ ist ausgeblieben, zum Glück. Keiner der aufgenommenen Patient*innen hatte bislang einen sehr schweren Krankheitsverlauf. Die Stimmung ist gut, das Team ist zusammengewachsen. Bereit für das, was noch kommt.
Danke an das Team des EKA für diesen engagierten Einsatz! Danke auch an die Spendenaktion #wekickcorona für die großzügige Unterstützung bei der Anschaffung von Sonderausstattung für die Station 09.
Kontakt:
Evangelisches Krankenhaus Alsterdorf
Elisabeth-Flügge-Str. 1
22337 Hamburg