Arbeiten unter Corona: Mitarbeitende geben Einblicke

Was bestimmt den Berufsalltag in Coronazeiten? Was sorgt Sie? Was gibt Ihnen ganz persönlich Kraft für den Job? Wie finden Sie Ausgleich und Entspannung in diesen Zeiten? Dazu haben wir drei unserer Mitarbeitenden befragt.

Gabriele Spittler
Pflegeteam Station D in den Heinrich Sengelmann Kliniken

Foto Gabriele Spittler
Gabriele Spittler

Der Alltag verlangt von uns sehr viel Offenheit für Veränderungen und Flexibilität bei unserer Arbeit. Achtsamer und respektvoller Umgang mit nötiger Distanz zu meinem Gegenüber ist wichtig, um dem Virus nicht Raum zu geben. Den Patienten gegenüber ist viel Aufklärungsarbeit nötig, bezüglich der vorgegebenen Regeln und Einschränkungen. Kontakt- bzw. Vertrauensaufbau zu den Patienten ist durch das Tragen der Masken erschwert.

Patienten äußern Unbehagen aber auch Ängste, da sie in kein Gesicht schauen können und nicht sehen, welche Mimik sich dahinter verbirgt. Außerdem ist die Kommunikation erschwert durch die Barriere der Maske.

Mit Sorge blicke ich auf die gesellschaftlichen Veränderungen in dieser Krise, die soziale Isolation sehr vieler Menschen, die Zunahme der häuslichen Gewalt und die finanziellen Sorgen, begleitet von Zukunftsängsten auch Verlust von Zukunftsperspektiven.

Mit Sorge blicke ich natürlich auch auf das kränkelnde Gesundheitssystem und erhoffe mir für die Zukunft ein Umdenken, z. B. in der Personalpolitik oder finanziellen Situation, einfach diese Jobs wieder attraktiver zu machen in der heutigen Zeit.

Persönlich finde ich Kraft in meinem Glauben, den ich vor allem durch die Musik und das Singen in einem Gospelchor lebe, in meinem Garten und der Natur. Auch in persönlichen Kontakten mit Freunden und Nachbarn, die sich jetzt viel intensiver und kreativer gestalten, kann ich Kraft tanken.

Ich persönlich sehe Krisen immer als eine Herausforderung, wieder neue Aufgaben zu bekommen, ein Update im Leben zu machen mit eventuellen Kursänderungen.

Ich habe für mich ein Bild in Krisen gefunden, dass ich immer gerne teile. Ich habe lange in den Bergen von Tirol gelebt und habe auch einige hohe Berge erklommen. Der Blick von oben ist einfach herrlich. Im Tal angekommen habe ich wieder die Möglichkeit einen neuen Berg auszusuchen und die Welt dann aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Dazu möchte ich viele Menschen ermutigen.

Tammo Kaiser
tagewerk.alsterpalette – alsterdorf assistenz west

Tammo Kaiser

Dass ich dazu beitrage, den Klientinnen weiterhin eine konstante Entwicklungsmöglichkeit zu bieten, gibt mir Kraft für die Arbeit. Darüber hinaus bekomme ich viele positive Rückmeldungen der Angehörigen.

Die Intensivierung der Arbeit mit einzelnen Klientinnen hat zum Teil erstaunliche neue Aspekte gezeigt, die sich im „normalen“ Alltag nicht gezeigt hatten. Mit meiner Familie bin ich viel in der Natur und versuche so, dem Stress entgegenzuwirken.

Andreas Gsänger
Hausgemeinschaft Lerchenstieg – alsterdorf assistenz west

Andreas Gsänger

Während der Corona-Zeit ist es besonders wichtig, die Nerven zu behalten und den Humor nicht zu verlieren. Zeitgleich mit meinem Start in der Hausgemeinschaft Lerchenstieg auf St. Pauli wurde die Maskenpflicht und die anderen Corona-Maßnahmen eingeführt. Bei so viel Neuem war ich sehr froh über die netten Kollegen, die mir den Einstieg sehr erleichtert haben.

Privat bin ich erleichtert, dass ich die Corona-Pandemie nicht als Single durchmachen muss. Mit einem Menschen, den man liebt an seiner Seite, kommt man besser durch diese Zeit.

Greta Kock
CareFlex Kiel

Greta Kock

Ich arbeite als Teamleiterin bei CareFlex Personaldienstleitungen. Wir unterstützen soziale Einrichtungen bei personellen Ausfällen und sind somit sehr dicht an Kitas, Schulen, Krankenhäusern, Pflege- und Wohneinrichtungen dran. Mein Berufsalltag hat sich durch Corona stark verändert. Wir sind nur noch zu zweit, statt zu sechst in unserem Büro, arbeiten viel im Homeoffice und somit alleine, haben viele verunsicherte Kundinnen und Mitarbeiterinnen, müssen uns immer wieder auf neue Bestimmungen einstellen und tragen die Verantwortung sowohl für Mitarbeitende, Kundinnen, Eltern, Kinder oder Klientinnen in den Einrichtungen.

Wir arbeiten ständig daran unsere Kommunikation zu verbessern und Lösungen zu finden, um allen etwas mehr Sicherheit zu geben, wie zum Beispiel die Corona-Schnelltestung bei uns im Büro, die wir nun regelmäßig bei CareFlex-Kolleg*innen in wechselnden Einsätzen durchführen können.

Sorgen mache ich mir auf jeden Fall um unsere Mitarbeiter*innen, die für uns im Einsatz sind. Es war ein furchtbares Gefühl, sie in Kurzarbeit schicken zu müssen und zu wissen, dass diese Zeit finanziell extrem schwierig wird. Ansonsten mache ich mir natürlich Sorgen um die Gesundheit meiner Freund*innen und Familie, vielleicht auch ein wenig um meine eigene… und die wohl größte Sorge: Die politische Stimmung, die teilweise in eine besorgniserregende Richtung geht.. Aussagen von den sogenannten „Querdenkenden“, viel zu groß werdende Demonstrationen gegen die Pandemie-Eindämmungsmaßnahmen… also kurz gesagt: Ich sorge mich um das Durchhaltevermögen und das vernünftige Handeln und Denken vieler Menschen.

Trotzdem ziehe ich viel Kraft daraus, wie wir als Team zusammenhalten. Was sich durch Corona beruflich positiv entwickelt hat, ist mit Sicherheit die Flexibilität des Arbeitens, sowohl räumlich, zeitlich als auch inhaltlich. Dazu kommt die Digitalisierung der Prozesse. Ansonsten gibt mir mein privates Umfeld natürlich viel Kraft. Dafür, Beziehung, Freund*innenschaften und Familie zu haben, bin ich sehr dankbar.