Jetzt ist alles unter einem DACH

Druckereileiter Bernd Biegel steht an einer Druckmaschine

Der Hamburger Stadtteil Bahrenfeld entwickelt sich kontinuierlich zu einem Standort mit Zukunftscharakter. Mit ihrer neuen, inklusiven Einrichtung „alsterspectrum“ mischt die Evangelische Stiftung Alsterdorf nun kräftig mit.

Wer Bahrenfeld als bloßen Transit-Stadtteil zur Autobahn ansieht, macht einen großen Fehler. Längst hat sich das Quartier zu einem sehr lebenswerten Stadtteil zum Wohnen und Arbeiten entwickelt. Demnächst entsteht ein ganzes Quartier für die Wissenschaft – inklusive neuer Wohnungen – die „Science City Bahrenfeld“.

alsterspectrum im Businesspark Bahrenfeld

Angesiedelt im Businesspark Bahrenfeld in der Wichmannstraße 4 – in großer Nähe zur zukünftigen Science City –, sind seit August im „alsterspectrum“ von alsterarbeit die kunsthandwerklichen Betriebe der Stiftung sowie das Druck- und Versandzentrum, Grafik-, Laser- und Werbetechnik an einem Ort zusammengeführt. Bisher waren die beteiligten Gewerke mit Werkstatt- und Tagesförderungsangebot von alsterarbeit – die Kerzenmanufaktur, die Keramikwerkstatt, die Siebdruckwerkstatt, die Druckerei samt Versandzentrum und die Werbetechnik – über ganz Hamburg verteilt. Mit dem alsterspectrum ist so auf ca. 4.000 m2 des insgesamt 31.200 m2 großen Businessparks in Haus 10 und Haus 11 ein neuer, ebenso kreativer wie barrierefreier Ort entstanden, in dem sich moderne Arbeits-und Beschäftigungsplätze für Menschen mit Behinderung befinden. In der neuen Umgebung gewöhnen sich nun alle Beteiligten an neue Gesichter und Räumlichkeiten, andere Fahrtwege, neue Abläufe, lernen die bislang unbekannten Tätigkeiten der anderen Kolleg*innen kennen und wachsen langsam, aber sicher zu einer neuen Gemeinschaft zusammen. Den erschwerten Bedingungen unter der Corona-Pandemie während des Umzugs und dem jetzigen Alltag in den neuen Räumen wird allerorten sehr problembewusst und verantwortlich begegnet. Aufgrund der Abstandsregeln können nicht alle Beschäftigten ihre Arbeit in den neuen Räumlichkeiten gleichzeitig aufnehmen und arbeiten im Wechsel mit anderen. Für Besucher gilt eine strenge Namensregistrierung am Eingang, Desinfektionsmittel stehen in großer Anzahl zur Verfügung und Piktogramme der Unterstützten Kommunikation machen auf die Pflicht zur Einhaltung der Hygieneregeln im ganzen Haus aufmerksam.

Vielfältige Kooperationsmöglichkeiten

Gemeinsam mit den unterschiedlichen Gewerbetreibenden im und rund um den Businesspark Bahrenfeld – dort befinden sich bereits Manufakturen und handwerkliche Betriebe des allgemeinen Arbeitsmarktes und Start-ups –, erschließen sich vielfältige Möglichkeiten zur Kooperation. Mit einigen der Betriebe auf dem Campus besteht bereits heute ein reger Austausch. Diese Kooperationen bieten eine gute Chance, Übergänge sowohl innerhalb der Betriebsstätte als auch auf den allgemeinen Arbeitsmarkt (z. B. mit dem Hamburger Budget für Arbeit) und Arbeitsangebote auch für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf möglich werden zu lassen.

In der neuen, integrierten Betriebsstätte arbeiten heute schon 30 Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf im Bereich der Tagesförderung sowie 126 Menschen im Berufsbildungs- und Arbeitsbereich der Werkstätten an ihren modernen, behindertengerechten Arbeitsplätzen.
Neben den „klassischen“ Angeboten von alsterpaper, wie Offsetdruck, Kuvertier- und Versandservice, Grafik, Lasergravur und Stempelherstellung, kann die Siebdruckwerkstatt – die jedoch aus logistischen Gründen weiterhin im Standort Friedensallee 61 arbeitet – individuell gestaltete Werbeartikel für Unternehmen herstellen. Es ist gut nachvollziehbar, dass besonders der Umzug des Druckereibereiches mit den sensiblen und riesigen Druckmaschinen eine besondere Herausforderung darstellte. Für Druckereileiter Bernd Biegel und sein Team war dies kein leichtes Unterfangen: „Wir hatten schon mit einigen Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen, besonders beim Umzug und bei der aufwendigen Einrichtung der Druckmaschinen an ihrem neuen Standort. Aber wir sind gut angekommen.“

Sabine Müller töpfert
Sabine Müller von der Töpferei freut sich über die größeren Räumlichkeiten und das neue gemeinsame Miteinander – Fotos: Berndt Rytlewski

Die „Keramik“ hingegen bietet ein vielfältiges Angebot an Geschirr, Vasen, Schalen, aber auch figürlichen Objekten. Hier arbeiten 16 Menschen mit unterschiedlichen Talenten und Fähigkeiten, um aus einem Klumpen Ton die verschiedensten Steinzeug-Produkte vieler Größen und Formen herzustellen.

Das Angebot der Kerzenwerkstatt ist einzigartig und individuell. Neben dem festen Sortiment der schon wieder voll angelaufenen Serienproduktion finden auch die Einzelstücke, die Bienenwachskerzen und die Sojawachskerzen im Glas gerade zum bevorstehenden Weihnachtsfest sicherlich wieder viele Abnehmer*innen.

Die neue Kantine – nach den aktuellen Corona-Hygieneregeln ausgestattet
Die neue Kantine – nach den aktuellen Corona-Hygieneregeln ausgestattet

Auch der alsterarbeit-Tagesförderungsbereich im alsterspectrum-Haus 11 ist seit dem 24. August schon in vollem Gange. Er steht vor allem Menschen mit einem hohen Assistenzbedarf zur Verfügung. Hier soll es den Beschäftigten ermöglicht werden, sich entsprechend den eigenen Fähigkeiten und Interessen mit unterstützender Assistenz einzubringen. Die persönliche Weiterentwicklung durch Bildungs- und Beschäftigungsangebote steht im Fokus mit dem Ziel, sich in Arbeitsprozesse zu integrieren und beruflich zu qualifizieren.
So können Beschäftigte, die zunächst in der Tagesförderung eine Tätigkeit gefunden haben, im Rahmen ihrer beruflichen Entwicklung auch eine geeignete Tätigkeit in den Werkstattbereichen ausprobieren. Falls sie sich damit jedoch überfordert fühlen, steht ihnen der Weg wieder zurück in die Tagesförderung offen.

Behindertengerechte Arbeitsmöglichkeiten

Martina Fredersdorf, Betriebsstättenleiterin alsterspectrum-Kunsthandwerk bei alsterarbeit, begleitete von Anfang an die Entstehung des neuen alsterspectrums am Bahrenfelder Standort. Sie freut sich ganz besonders über die vielen Details, die das neue Arbeitsumfeld nun nahezu inklusiv machen: „Passende Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung stehen im Vordergrund. Aufgrund der Diversität der Angebote hier vor Ort kann für viele Menschen ein passendes Arbeitsangebot gefunden werden. Helle, freundliche Arbeitsräume, hochmoderne Pflegebäder, mobile Lifter, Unterstützte Kommunikation, eine Mensa und viele andere wichtige Details sorgen hier für ein Arbeitsumfeld, das unterschiedlichsten Bedürfnissen sehr gerecht wird. Und auf eine Therapieschaukel und den Garten mit den unterfahrbaren Hochbeeten freue ich mich auch schon!“

Neben all diesen Zielsetzungen werden bereits Aktivitäten entwickelt, die das Thema inklusives Arbeiten und Leben im Quartier für Menschen mit und ohne Handicap im umliegenden Stadtteil erlebbar machen: So wird zum Beispiel ein kunsthandwerklicher Showroom – wegen Corona zunächst als Verkauf aus dem Fenster heraus organisiert oder das Mitwirken von Menschen aus dem Quartier bei Kreativangeboten in den alsterspectrum-Räumen geplant.


››› Info

alsterspectrum
Martina Fredersdorf / Betriebsstättenleitung
Wichmannstraße 4, Haus 10, Eingang Mitte,
22607 Hamburg
Telefon 040 334 634 413
E-Mail: