Renè Kleine ist stolz auf seinen Arbeitsplatz bei Lufthansa Technik

Endlich ein ‚Echtes‘ Gehalt

Der integrationsservice arbeit (isa) hilft Menschen mit Assistenzbedarf, einen Arbeitsplatz im ersten Arbeitsmarkt zu bekommen.

Seit fünf Jahren arbeitet René Kleine bei der Lufthansa Technik auf dem Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel. Dort transportiert er Material in die Reparaturwerkstätten, mit einem Seitenstapler oder einem Hubwagen Reifen, Toiletten oder Kaffeemaschinen für die Bordküchen. Acht Stunden in wechselnden Schichten. Auf einer DIN-A4-Seite steht genau, um welche Uhrzeit er welche Fuhre in welches Gebäude bringen soll.

Für den 41-Jährigen ist sehr wichtig, dass dies alles ganz genau geregelt ist. Bei der Arbeit braucht er Anleitung und Struktur. Dann läuft alles bestens. Konfrontiert mit den hohen Anforderungen auf dem freien Arbeitsmarkt, mit Druck und dem vielen Papierkram, gerät er leicht ins Schleudern. Dabei hat René Kleine eine sehr praktische Art, lernt gern Neues. „Ich habe früher mal eine Liste meiner Lieblingsberufe aufgestellt – ganz oben stand Pilot“, sagt er. „Dann habe ich eine Berufsorientierung gemacht und Metallbearbeitung und Trockenbau gelernt. Aber ich war zu langsam.“

So steckte er oft zwischen Baum und Borke. René Kleine war arbeitslos, arbeitete auf Ein-Euro-Jobs. Über einen sozialen Beschäftigungsträger kam er zum Gartenbau und schließlich zur Lufthansa.

Schwerpunktthemen bei isa sind die Akquise von Arbeitsplätzen und die Beratung von Unternehmen

Kurz vor Weihnachten hat sich für ihn etwas verändert. Nicht bei der Arbeit, die René Kleine Tag für Tag weiter zuverlässig ausführt. Sondern bei seinem Arbeitsverhältnis. Bislang war Kleine bei alsterarbeit, einem Arbeitsfeld der ESA, beschäftigt und bekam zusätzlich zu seinem Werkstattentgelt eine Erwerbsminderungsrente. Doch ab 1. Dezember ist Kleine in den ersten Arbeitsmarkt gewechselt und erhält ein „richtiges“ Gehalt. „Ich bin selbst hingegangen und habe gefragt, ob ich gut genug bin“, sagt er stolz, „und die Antwort war positiv.“
Bei diesem Umstieg begleitet wurde René Kleine vom integrationsservice arbeit (isa), der zu alsterarbeit gehört. isa vermittelt Menschen mit Assistenzbedarf auf geschützte Arbeitsplätze.

Das Bedienen des Seitenstaplers verlangt Genauigkeit und Konzentration
Das Bedienen des Seitenstaplers verlangt Genauigkeit und Konzentration

Bei René Kleine sei es unkompliziert gewesen, erklärt Marta Redondo, die isa leitet. Eigentlich musste er nur bei den Formalitäten unterstützt werden. isa stellt ihm einen Jobcoach an die Seite, der bei möglichen Konflikten oder Fragen beraten wird.

„Viele alsterarbeit-Beschäftigte haben das Ziel, einen Arbeitsplatz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu finden und die Werkstatt für Menschen mit Behinderung zu verlassen“, erklärt Marta Redondo. „Das stärkt ihr Selbstständigkeitsgefühl. Sie bekommen einen echten Lohn und sind unabhängig von den Behörden.“

Doch häufig würde der Übergang in den allgemeinen Arbeitsmarkt nicht reibungslos ablaufen. „Das liegt nicht unbedingt daran, dass die Person die Anforderungen nicht erfüllt“, sagt sie. „Manchmal stimmt die Chemie zwischen ihr und den Kolleg*innen nicht oder der Arbeitsplatz entspricht doch nicht dem, was sie sich vorgestellt hat.“

Der integrationsservice arbeit begleitet derzeit rund 220 Beschäftigte. Rund 140 bis 150 arbeiten auf sogenannten ausgelagerten Arbeitsplätzen. Sie arbeiten bei externen Arbeitgebern und Kooperationspartnern, sind aber Beschäftigte von alsterarbeit und beziehen ein Werkstattentgelt, das dem externen Arbeitgeber in Rechnung gestellt wird. Andere haben – wie René Kleine – den Sprung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt geschafft und bekommen ihr Gehalt direkt vom Arbeitgeber, unterstützt durch die öffentliche Hand in Form des Budgets für Arbeit (siehe Kasten). Bei isa sind das gegenwärtig 22 Personen.

Schwerpunktthemen bei isa sind die Akquise von Arbeitsplätzen und die Beratung von Unternehmen. „Auf dem Arbeitsmarkt suchen wir gezielt nach Arbeitsplätzen für eine bestimmte Person“, sagt Marta Redondo. „Aber wir bekommen auch zunehmend Anfragen von Unternehmen.“ Gesucht werden häufig Mitarbeiter*innen für Dienstleistungs-, Pflege- und Reinigungsbereiche.
Durch die Einführung des Budgets für Arbeit sei die Offenheit bei den Betrieben für Beschäftigte mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit gewachsen. „Viele Unternehmen haben sich Diversity – Vielfalt – auf die Fahnen geschrieben und machen ernst dabei“, meint Marta Redondo. „Und das hilft uns bei unserer Arbeit.“

Ein schöner Nebeneffekt bei seiner Anstellung bei Lufthansa Technik sei, dass er künftig auch Freiflüge für die Angestellten nutzen könne, freut sich René Kleine. „Man zahlt nur zehn Prozent!“, erklärt er. Italien und Frankreich stünden ganz oben auf der Wunschliste. Ebenso auf dem Plan steht ein kleines Haus mit Garage. „Ich habe noch 24 Jahre zu arbeiten“, sagt er, „und ich habe Träume!“


››› Infos

Was ist das Budget für Arbeit?

Das Budget für Arbeit ist eine Eingliederungshilfe der öffentlichen Hand für Menschen mit Behinderung, die ihre Teilnahme am ersten Arbeitsmarkt unterstützen soll. Es setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen: der Förderung des betreffenden Arbeitsplatzes für den Arbeitgeber („Minderleistungsausgleich“) und der Übernahme von Kosten für die Begleitung der Beschäftigten. Das Budget für Arbeit wurde 2018 bundesweit mit dem Bundesteilhabegesetz eingeführt.

Marta Redondo
Marta Redondo

alsterarbeit: isa
Kontakt:
Marta Redondo
Leitung isa integrationsservice arbeit – isa
Seewartenstraße 10,
Haus 2, 20459 Hamburg
Mobil: 01 52.04 73 61 08